Das Kurzdarmsyndrom (KDS) stellt ein heterogenes medizinisches Krankheitsbild dar, bei dem die betroffenen PatientInnen unter einer deutlich eingeschränkten Darmfunktion leiden, hervorgerufen durch einen strukturellen (z.B. chirurgische Resektionen) oder funktionellen (krankheitsassoziierte Zerstörung) Verlust der absorptiven intestinalen Kapazität. PatientInnen, welche die verloren gegangene Kapazität mittels diätologischer bzw. pharmakologischer Maßnahmen nicht kompensieren können, leiden an einem Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen (KDS-DV) und sind abhängig von einer Unterstützung über die Vene (parenterale Flüssigkeit bzw. Ernährung).
Die klinische Präsentation des KDS ist sehr heterogen, wobei die interindividuellen Unterschiede vermutlich der Anatomie des verbleibenden Restdarms geschuldet sind. Das Ausmaß der notwendigen parenteralen Unterstützung ist sehr variabel und abhängig von der Länge des verbleibenden Darms, ob ein künstlicher Darmausgang vorhanden ist, der Höhe des Darmausgangs bzw. ob ein eventuell noch vorhandener Dickdarm in der Passage ist.
Die Therapie fokussiert auf eine Optimierung der verbleibenden Darmfunktion: Diätologische Beratung und Betreuung sowie auch eine antidiarrhoische bzw. antisekretorische Therapie stellen zentrale Aspekte des Managements dar. Zusätzlich revolutionierte eine Stimulation des intestinalen Schleimhautwachstums mittels eines GLP-2 Analogons die Therapie des Kurzdarmsyndroms in den letzten Jahren.
Dennoch erfordert diese heterogene Patientenpopulation einen maßgeschneiderten therapeutischen Zugang mit einem hohen Anteil an individueller Patientenführung durch das behandelnde Team bestehend aus ÄrztInnen, DiätologInnen und Pflegepersonal, um auf der einen Seite das Therapieansprechen zu optimieren und auf der anderen Seite die krankheitsassoziierte Morbidität und Mortalität zu reduzieren.