Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn PD Dr. med. univ. Georg Györi aus Anlass der im Top-Journal „Hepatology“ (IF 14.670) erschienenen Arbeit „The von Willebrand Factor Facilitates Model for End-Stage Liver Disease -Independent Risk Stratification on the Waiting List for Liver Transplantation“.
Die multidisziplinäre Studie entstand als Kollaborationsprojekt der Klinischen Abteilung für Transplantation der Univ. Klinik für Allgemeinchirurgie (Univ. Prof.in Dr.in Gabriela Berlakovich), der Abteilung f. Gastroenterologie und Hepatologie der Univ. Klinik für Innere Medizin III (Univ. Prof. Dr. Michael Trauner) und der Arbeitsgruppe für translationale Leberforschung von Assoc. Prof. PD. Dr. Patrick Starlinger.
The Von Willebrand factor facilitates MELD‐independent risk stratification on the waiting list for liver transplantation (1)
Bis zum heutigen Tag versterben 25% der Patienten während der Wartezeit für eine Lebertransplantation. Die derzeit etablierte Allokation nach dem MELD score weist wesentliche Schwächen auf. (2, 3) Es besteht daher dringende Notwendigkeit die zugrundeliegenden Algorhythmen zu optimieren, um Patienten mit dem höchsten Risiko für Tod auf der Warteliste besser identifizieren zu können. Ziel muss es sein, die Allokation eines Spenderorgans dahingehend zu verbessern, dass die Mortalität auf der Warteliste sinkt und mehr Patienten den Endpunkt Transplantation erreichen.
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss von vWF-Ag zum Zeitpunkt der Listung für eine Lebertransplantation untersucht. Während vWF-Ag in der Transplantation bisher wenig Beachtung gefunden hat, ist er auf dem Gebiet der Gastroenterologie als non-invasiver Marker für portale Hypertension etabliert. (4) Es handelt sich um ein Plasmaprotein, das in den Endothelzellen und Thrombozyten gebildet wird und im Rahmen von Scherstress ausgeschüttet wird. (5, 6)
Die in der interdisziplinären Kooperation zwischen der Abteilung für Transplantation und der translationalen chirurgischen Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Starlinger entstandene Arbeit zeigte nicht nur, dass vWF-Ag alleine prädiktiv für das 3 Monats Überleben auf der Warteliste ist, es gelang zudem eine deutlich akkuratere Stratifizierung von Patienten mit besonderem Risiko unabhängig von ihrem MELD Score. In weiterer Folge gelang eine Integration von vWF-Ag in den MELD Score und dieses Modell zeigte eine signifikante Verbesserung in der allgemeinen Risikostratifizierung.
Nach internationaler Validierung könnte eine Applikation dieses Modells zu einer deutlich gesenkten Wartelistenmortaliät führen. Dies würde die Zahl der Patienten, die den Endpunkt Transplantation erreichen weiter erhöhen und so zu einer weiteren Verbesserung des Überlebens in diesem Kollektiv führen. (1)
Wissenschaftliches Umfeld
Der Forschungsschwerpunkt von Dr. Györi liegt in der Verbesserung von klinischen Ergebnissen auf dem Gebiet der Lebertransplantation. Initial begann seine Forschungskarriere an der Univ. Klinik für Chirurgie mit der Teilnahme an Studien zur Immunsuppression nach Lebertransplantation. Schon sehr früh verlegte sich sein Fokus auf die Identifikation von Patienten mit besonderem Risiko auf der Warteliste für eine Transplantation. Im Rahmen seines Auslandsaufenthaltes in der Schweiz konnte er sein wissenschafliches Netzwerk durch mehrere Kooperationen mit dem Universitätsspital Zürich auf diesem Gebiet erweitern.
Nach seiner Rückkehr an die Klin. Abt. f. Transplantation fanden sich weitere Anknüpfungspunkte mit der translationalen Arbeitsgruppe von Prof. Patrick Starlinger, die auch zur Publikation der einreichten Arbeit geführt haben.
Zur Person
Priv. Doz. Dr. Georg Györi wurde am 05.02.1980 in Wien geboren. Er studierte von 1999 bis 2005 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien mit Auslandsaufenthalten an der Charite in Berlin (Deutschland), der Ludwig-Maximilians-Universität München (Deutschland) und der Louisiana State University in New Orleans (USA). Nach Abschluss seines Studiums begann Dr. Györi seine Facharztausbildung and der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Prof. Ferdinand Mühlbacher. Noch während der Facharztausbildung absolvierte er ein Visiting Fellowship an einem der grössten Lebertransplantationszentren bei Prof. Busuttil an der UCLA in Los Angeles, USA.
Im Anschluss an seine Facharztausbildung konnte er sich in einem kompetitiven Bewerbungsverfahren für ein 2-jähriges Fellowship für hepato-biliäre Chirurgie und Lebertransplantation am Universitätsspital Zürich (Leitung Prof. Pierre-Alain Clavien) qualifizieren.
Seit 2016 ist er Oberarzt an der Klinischen Abteilung für Transplantation und Leiter der Lebertransplantationsambulanz.
Ausgewählte Literatur
- Gyori GP, Pereyra D, Rumpf B, Hackl H, Koditz C, Ortmayr G, Reiberger T, et al. The von Willebrand Factor Facilitates Model for End-Stage Liver Disease-Independent Risk Stratification on the Waiting List for Liver Transplantation. Hepatology 2020;72:584-594.
- Gyori GP, Schwarzer R, Puspok A, Schofl R, Silberhumer GR, Langer FB, Trauner M, et al. Endoscopic versus surgical management of biliary complications - Outcome analysis after 1188 orthotopic liver transplantations. Dig Liver Dis 2016;48:1323-1329.
- Schlegel A, Linecker M, Kron P, Gyori G, De Oliveira ML, Mullhaupt B, Clavien PA, et al. Risk Assessment in High- and Low-MELD Liver Transplantation. Am J Transplant 2017;17:1050-1063.
- Ferlitsch M, Reiberger T, Hoke M, Salzl P, Schwengerer B, Ulbrich G, Payer BA, et al. von Willebrand factor as new noninvasive predictor of portal hypertension, decompensation and mortality in patients with liver cirrhosis. Hepatology 2012;56:1439-1447.
- Randi AM, Laffan MA. Von Willebrand factor and angiogenesis: basic and applied issues. J Thromb Haemost 2017;15:13-20.
- Albornoz L, Alvarez D, Otaso JC, Gadano A, Salviu J, Gerona S, Sorroche P, et al. Von Willebrand factor could be an index of endothelial dysfunction in patients with cirrhosis: relationship to degree of liver failure and nitric oxide levels. J Hepatol 1999;30:451-455.