Der Beckenboden dient als wesentliche Stütze für jene Organe, die eine wichtige Rolle für die Harn-, Stuhl- und Sexualfunktion einnehmen. Erkrankungen im Bereich der Beckenorgane führen zu unterschiedlichen Krankheitsbildern, wie zum Beispiel unfreiwilliger Stuhlverlust, Entleerungsstörungen, Obstipation oder Prolaps.
Im Bereich der Stuhlinkontinenz bieten wir durch neueste Methoden gezielte Therapiestrategien an, um den ungewollten Stuhlverlust zu verbessern.
Im Rahmen der Diagnostik der Stuhlinkontinenz wenden wir unterschiedliche bildgebende Verfahren an, wie zum Beispiel analer Ultraschall oder anale Manometrie.
Unterschiedliche neue Verfahren werden derzeit an der Medizinischen Universität Wien eingesetzt, um dieser Erkrankung erfolgreich entgegenzuwirken. Dazu zählen unter anderem eine Biofeedbacktherapie, der „Darmschrittmacher“ oder „Schließmuskelprothesen“ („Sphinkeeper“).
Als Vorreiter in Österreich gilt die Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie in der Abklärung der chronischen Verstopfung und der Entleerungsstörung. Als einziges Zentrum Österreichs wird an der Medizinischen Universität Wien die sogenannte „High-Resolution Kolonmanometrie“ durchgeführt, die Aufschluss über die Beweglichkeit als auch den Transport im Dickdarm gibt.
Die weitere Behandlung ist vielseitig und wird stets individuell ausgewählt.
Folgende Operationen werden durchgeführt:
Die Sphinkeeper-Operation ist eine neuartige, gewebeschonende Technik zur Behandlung des unfreiwilligen Stuhlverlustes. Das Universitätsklinikum AKH Wien ist das größte Zentrum in Österreich, das diese Operation anbietet. Über kleine Hautschnitte werden mit Hilfe einer Ultraschall-Bildgebung gezielt 9 bis 10 solide Prothesen um den After eingebracht. Dadurch entsteht ein Druck auf den Analkanal, der letztlich eine verbesserte Kontrolle ermöglicht. Der Krankenhausaufenthalt ist mit 1–2 Nächten sehr kurz, die OP kann auch in lokaler Betäubung durchgeführt werden.
Die sakrale Neuromodulation ist eine bereits seit vielen Jahren etablierte Operationsmethode zur Behandlung des unfreiwilligen Stuhlverlustes. Durch einen kleinen Eingriff wird röntgengezielt eine Elektrode zu den Beckennerven gelegt. Die Nerven werden dabei unbemerkt elektrisch gereizt. Das führt wiederum zu einer deutlichen Verbesserung der Stuhlkontrolle. In einigen Fällen kommt es sogar zu einer kompletten Heilung. Mittlerweile sind die Schrittmacher MRT-tauglich, was einen großen Vorteil bringt.
An unserer Abteilung haben wir mittlerweile eine eigene Schrittmacherambulanz aufgebaut, um Patientinnen und Patienten bestmöglich nachbetreuen zu können. Die Erstvorstellung erfolgt allerdings in der chirurgischen Beckenbodenambulanz auf 7C.
Ein Unfall, eine Operation im Analbereich oder eine traumatische Geburt kann zu einer Schließmuskelverletzung führen. Das hat häufig zur Folge, dass die Kontrolle über den Stuhl verloren geht. Mit Hilfe einer speziellen Operation kann der Schließmuskel rekonstruiert werden. Dabei werden die Enden des durchtrennten Schließmuskels mit Nähten wieder adaptiert. Durch diese Schließmuskelrekonstruktion kann die Funktion wieder hergestellt werden.
In seltenen Fällen hilft es, einen künstlichen Darmausgang (= Stoma) anzulegen. Dabei wird der Dickdarm oder der Dünndarm durch die Bauchdecke gezogen. Auch wenn diese Operation nur selten notwendig ist, hilft sie Betroffenen tatsächlich sehr, wieder einen normalen Alltag zu leben. Dadurch fällt die Sorge, einen unkontrollierten Stuhlverlust zu haben, weg.